(Der folgende Text wurde so Ende September 2010 auch im Pfarrbrief meiner Kirchengemeinde veröffentlicht.)

Ist Gott eine Teekanne?

Haben Sie mal versucht, mit ihren Arbeitskollegen über ihren Glauben an Gott zu sprechen? Wenn Sie wie ich viel mit Informatikern oder Programmierern zu tun haben, ist das nicht immer einfach. Ganz besonders wirr kann es bei den sogenannten Geeks werden.

Ein Geek ist in der Regel ein hochintelligenter Mensch, der sich sehr intensiv mit einem bestimmten Themengebiet auseinandersetzt. Er spricht fließend englisch, klingonisch und Na'vi, er spielt lieber Schach als Tic Tac Toe oder „globaler thermonuklearer Krieg“, und er träumt nicht von zu Hause, sondern von 127.0.0.1 oder - in ganz besonders harten Fällen - von 1123, 6536, 5321.

Die Schöpfungsgeschichte lehnt er selbstverständlich komplett ab – nicht nur weil sie der Evolutionstheorie widerspricht, sondern auch weil Eva ja eigentlich Hera hieß und vor rund 150.000 Jahren mit einem Raumschiff auf die Erde kam. Wenn Sie sich mit ihm darauf einigen können, dass die Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich zu nehmen ist, geht es mit Gott selbst weiter. Ein Geek findet den Gedanken an ein fliegendes Spaghettimonster als Schöpfer der Welt weitaus angenehmer, und sowieso glaubt er nur an eine kleine Teekanne aus Porzellan, die zwischen Erde und Mars um die Sonne kreist.
Jesus als historische Person hingegen wird als Fakt durchaus anerkannt. Allerdings war er nicht nur verheiratet, sondern auch schwarz. Genauso wie sein 13ter Apostel Rufus, der aus diesem Grund im neuen Testament nicht erwähnt wird. Die Kirche war halt schon in ihren Anfängen korrupt und nur an mehr Macht interessiert – die eigentliche Lehre Jesu ist hinter all den Dogmen und Verfehlungen doch kaum wiederzuerkennen. Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Missbrauch von Kindern, der Umgang mit Aids, Kondomen und Homosexualität – die Liste der Kritikpunkte ist lang.

Kurz: Er zweifelt an allem, woran Sie glauben und setzt ihnen eine andere These vor die Nase, die sie genauso wenig widerlegen können, wie Sie ihren Glauben beweisen können.
Wenn Sie anfangen, seinen (vorgeschobenen) Glauben an den Großen Grünen Arkelanfall, der damals das Universum einfach ausgeniest hat, als Spinnerei abzutun, dann wird er die Jungfrauengeburt auseinandernehmen und Mose als geisteskrank hinstellen, weil er Stimmen in einem brennenden Dornbusch gehört hat. Sie kommen einfach nicht weiter.

Manchmal hilft es, an dieser Stelle auf den Methodik-Fehler in der Diskussion hinzuweisen. Den Glauben an Gott oder gar dessen Richtigkeit rein rational und für jeden nachvollziehbar zu untermauern ist genauso unmöglich wie die Reparatur eines Motorschadens mit einem Vaterunser. Vielleicht können Sie ihr Gegenüber auch gnädig stimmen, wenn Sie anbringen, dass man den Glauben – wie auch die Matrix - nicht erklären kann, sondern ihn selbst erleben muss. Und selbst V'ger hat sich nach der Erforschung des gesamten Universums zuletzt nur noch eine Frage gestellt: „Ist da sonst gar nichts mehr?“

Wenn auch das nicht hilft, dann stimmen Sie ihm einfach zu, dass die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum, einfach Allem schlicht und einfach „42“ lautet. Das ist kurz und knapp und mathematisch greifbar. Wie nun die Frage genau lautet, auf die Sie gerade die Antwort gefunden haben, können Sie dann ein andermal diskutieren.